Der Veterinärmediziner und Biologe Prof. Dr. Dr. Kai Frölich begeht im März 2017 sein 10-jähriges Jubiläum als Direktor der Arche Warder, Europas größtem Zentrum für seltene und vom Aussterben bedrohte Haus- und Nutztierrassen. Seit März 2007 ist Direktor Frölich dabei ein anspruchsvolles Konzept in den Bereichen Tiergehegegestaltung, Tiermedizin, Wissenschaft, Umweltpädagogik und Netzwerkbildung umzusetzen. Gemeinsam mit seinem Team hat er die Arche Warder zu einem Landschafts-Tierpark umgestaltet, in dem diese seltenen Rassen artgerechte Haltungsbedingungen haben und die Besucher einen ästhetisch und atmosphärisch anspruchsvollen Park vorfinden.
Die Arbeit des gesamten Teams zeigt am Beispiel der Arche Warder, wie anspruchsvoll die Erhaltung der Agrobiodiversität ist: am 22.März 2017 (Beginn 17.30 Uhr) stellt Prof. Dr. Dr. Kai Frölich bei einer Vortragsveranstaltung auf dem Grünen Kamp in den Räumen der FH Agrar die umfangreiche Arbeit der letzten 10 Jahre vor. In Kooperation mit dem Bildungszentrum für Natur, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein (BNUR und unter dem Titel „Haustierparks und ihre Bedeutung für die biologische Vielfalt der Landwirtschaft“ wird das Projekt Arche Warder anschaulich präsentiert. Anmeldungen für diese Veranstaltung nimmt das BNUR per Email entgegen: anmeldung@bnur.landsh.de
Die Arche Warder ist damit mehr als ein Tierpark und hat verschiedene Aufgaben für die Erhaltungsarbeit zu managen: In der Erhaltungszucht sind exakte Zucht- und Managementstrategien notwendig, um die teilweise kleinen Populationen genetisch optimal anzupaaren. Züchterisch werden die Rassen der Arche Warder in folgende Kategorien eingeteilt: (1) Schwerpunktrassen, (2) Demonstrationsrassen sowie (3) Tiere für die pädagogische Arbeit.
In der tiermedizinischen Arbeit setzt Prof. Dr. Dr. Frölich vor allem auf Prophylaxe. Neben komplexen Impfstrategien und Entwurmungen sind regelmäßige Tiergesundheitskontrollen zentraler Bestandteil des Managements. Dabei wird in der Arche Warder besonders auf optimale Haltungsbedingungen Wert gelegt, denn so kann im Vorfeld der Entstehung von Krankheiten entgegengewirkt werden. Das Halten der Tiere in den großzügigen Anlagen der Arche Warder schafft für die Tiere die Möglichkeit ihre natürlichen Verhaltensweisen auszuleben und damit eine gute Grundlage für ein stabiles Immunsystem.
Ein funktionierendes Netzwerk ist für die Erhaltung der Agrobiodiversität ebenfalls von großer Bedeutung- es gelang im Laufe der 10-jährigen Tätigkeit als Direktor nahezu 200 Kooperationspartner zu gewinnen.
In der Zusammenarbeit mit einem von Prof. Dr. Dr. Frölich 2007 gegründeten Wissenschaftlichen Beirat von 13 Wissenschaftlern konnten eine Reihe von Forschungsprojekten zu den physiologischen Besonderheiten alter Haustierrassen initiiert werden. So wurden z.B. Arbeiten zur Immunkompetenz von alten Schweine- und Rinderrassen sowie populationsgenetische Analysen durchgeführt. Diese Forschungsprojekte (insgesamt derzeit 29 Publikationen) unterstreichen die Bedeutung der Agrobiodiversität.
Insgesamt konnten dank der Neuausrichtung der Arche Warder zu einem Landschaftstierpark die Besucherzahlen nahezu verdoppelt werden (im Vergleich zu 2006 mit 44.000 Besuchern/Jahr auf heute bis zu maximal 85.000 Besucher/Jahr). Ferner konnte das Jahresbudget von 0,9 Mio. € / Jahr auf 2,1 Mio. € / Jahr gesteigert werden und darüber hinaus 27 neue Mitarbeiterstellen geschaffen werden.
Zum Hintergrund:
Die Vielfalt lokaler Schaf-, Rinder-, Ziegen-, Schweine- und -Geflügelrassen nimmt weltweit weiter dramatisch ab – viele alte Kulturgut-Rassen sind vom Aussterben bedroht. Auch in der aktuellen UN-Dekade für die biologische Vielfalt der Vereinten Nationen (2011 bis 2020) werden die Rassen explizit als Teil der weltweiten Biodiversität genannt.