Ansetzen, zielen und pusten! Was schon vor Jahrtausenden bei den indigenen Völkern in tropischen Regionen Verwendung fand, wird heute in der Tiermedizin eingesetzt: das Blasrohr. Gemeinsam mit Prof. Dr. Dr. Kai Frölich (Tierarzt und Tierparkdirektor), Dr. Anabell Jandowsky (Leitende Tierärztin des Tierparks Arche Warder) sowie Gerd Kämmer (Diplom-Biologe, Bunde Wischen eG) werden beim Schnupperkurs am 01.08.2024 im Tierpark Arche Warder Blasrohre und ihr Zubehör in Funktion und Umgang sowie Basiswissen zum Thema Narkosegewehr erklärt. Zusätzlich können die Teilnehmer bei Schießübungen erste praktische Erfahrungen mit dem Blasrohr sammeln. In dem Kurs lernen die sechs Teilnehmer und Teilnehmerinnen aus Groß- und Kleintierpraxen, Tiermedizinische Fachangestellte und Tierärzte und Tierärztinnen erste Erfahrungen in Theorie und Praxis zum Thema Distanzimmobilisation sammeln können. Gerade in der Kleintierpraxis ist immer häufiger auch der Einsatz des Blasrohres eine Möglichkeit, z.B. entlaufene oder „unkooperative“ Tiere einzufangen oder zu behandeln.
„Die Blasrohre, mit denen man als Tierarzt unterwegs ist, schießen bis zu 15 Meter, geübte Schützen schaffen vielleicht 20 Meter“, erklärte Prof. Dr. Dr. Kai Frölich. Das Blasrohr selbst ist etwa einen Meter lang, lässt sich bis auf zwei Meter verlängern und hat ein Mundstück ähnlich einer Trompete. Die Schusstechnik funktioniert wie beim Kirschkernspucken – stoßartig. Ansetzen, Ziel anvisieren, tief durch die Nase einatmen und einmal kurz und kräftig ausatmen.
Wie die Pfeile genau funktionieren und befüllt werden, das erklärten die Arche-Experten den Besuchern ebenfalls. „Der Pfeil sieht aus wie eine Spritze mit einer speziellen Kanüle und zwei Kammern“, erläuterte der Direktor des Haus- und Nutztierparkes. Die eine Kammer enthalte das Medikament, in der anderen werde mit Luft ein Überdruck aufgebaut, der dafür sorge, dass das Medikament austritt, sobald der Pfeil die Haut des Tieres durchbohre
Eingesetzt wird das Blasrohrschießen auch bei der Tiermedizin im Zoo. Dr. Jandowsky: „Die Kollegen in den Zoos können die meisten wilden Tiere nicht anfassen. Deshalb wird die Technik dort angewendet, wenn sie ein Antibiotikum oder eine Entwurmung verabreichen müssen. Wir in der Arche Warder haben den Vorteil, dass wir an die meisten unserer Haus- und Nutztiere rankommen.“ Eingesetzt wird Blasrohr trotzdem, zum Beispiel um die Rinder zu impfen. „Das ist einfacher, als jedes Tier von der Koppel zu fangen.“