Ansetzen, zielen und pusten! Was schon vor Jahrtausenden bei den indigenen Völkern in tropischen Regionen Verwendung fand, wird heute in der Tiermedizin eingesetzt: das Blasrohr. Dr. Fabian von Manteuffel, bekannt durch zahlreiche TV- und Radioformate, besuchte mit seinem Praxisteam den Haus- und Nutztierpark Arche Warder, um sich mit der Technik des Blasrohrschießens vertraut zu machen. Die Veterinäre der Arche Warder sind darin Experten.
Der Fernseh-Tierarzt hatte für den Tag extra seine Praxis in Hamburg geschlossen, um sich von Arche Warder-Direktor Prof. Dr. Dr. Kai Frölich und Veterinärin Dr. Anabell Jandowsky die Schusstechnik zeigen zu lassen. Der Anlass: Dr. Fabian von Manteuffel hat als Patienten des öfteren scheue Katzen, die sich nicht greifen lassen oder im Baum sitzen. Um sie trotzdem behandeln zu können und Medikamente oder Betäubungsmittel aus sicherem Abstand zu verabreichen, ist der Einsatz des Blasrohres ideal.
„Die Blasrohre, mit denen man als Tierarzt unterwegs ist, schießen bis zu 15 Meter, geübte Schützen schaffen vielleicht 20 Meter“, erklärte Dr. Anabell Jandowsky. Das Blasrohr selbst ist etwa einen Meter lang, lässt sich bis auf zwei Meter verlängern und hat ein Mundstück ähnlich einer Trompete. Die Schusstechnik funktioniert wie beim Kirschkernspucken – stoßartig. Ansetzen, Ziel anvisieren, tief durch die Nase einatmen und einmal kurz und kräftig ausatmen.
Dr. Fabian von Manteuffel hatte den Dreh schnell raus. Mit seinen Pfeilen traf er die Scheiben beim Training zielgenau. „Das sah sehr professionell aus. Er hatte auch gleich den richtigen Druck drauf, was die Puste anging“, staunte Dr. Jandowsky. Das Blasrohrschießen wurde auch auf Kuscheltiere geübt. Zielen sollte man immer auf die große Oberschenkelmuskulatur.
Wie die Pfeile genau funktionieren und befüllt werden, das erklärten die Arche-Experten den Besuchern ebenfalls. „Der Pfeil sieht aus wie eine Spritze mit einer speziellen Kanüle und zwei Kammern“, erläuterte die Veterinärin des Haus- und Nutztierparkes. Die eine Kammer enthalte das Medikament, in der anderen werde mit Luft ein Überdruck aufgebaut, der dafür sorge, dass das Medikament austritt, sobald der Pfeil die Haut des Tieres durchbohre.
Eingesetzt wird das Blasrohrschießen auch bei der Tiermedizin im Zoo. Dr. Jandowsky: „Die Kollegen in den Zoos können die meisten wilden Tiere nicht anfassen. Deshalb wird die Technik dort angewendet, wenn sie ein Antibiotikum oder eine Entwurmung verabreichen müssen. Wir in der Arche Warder haben den Vorteil, dass wir an die meisten unserer Haus- und Nutztiere rankommen.“ Eingesetzt wird Blasrohr trotzdem, zum Beispiel um die Rinder zu impfen. „Das ist einfacher, als jedes Tier von der Koppel zu fangen.“