Schon der antike griechische Philosoph Pythagoras war einer der ersten Vertreter des Vegetarismus. Mittlerweile sind etwa 1 bis 2,5% der westlichen Bevölkerung Vegetarier. Vegetarismus ist für viele nicht einfach nur eine Ernährungsform, sondern auch eine Lebensphilosophie. Sich vegetarisch zu ernähren und bewußt auf Fleisch zu verzichten, kann ganz verschiedene Gründe haben. Das eine Ernährung ohne Fleisch gesünder sei, ist z.B. eine Begründung. Andere Argumente benennen die erheblichen negativen Auswirkungen von Fleischkonsum auf die Umwelt. Tierrechtliche Überlegungen gehen oft auf die schlechten Zustände bei der Tierhaltung und Schlachtung zurück.
Dass eine vegetarische Ernährung Nutztieren aktiv hilft, ist allerdings eine sehr vereinfachte Sichtweise. Zumindest um dem drohenden Verlust der Agro-Biodiversität entgegenzuwirken, braucht es Menschen die Fleisch essen – aber, bewusst Fleisch essen.
Ein Blick auf die Rote Liste der gefährdeten Nutztierrasen zeigt es: Rassen wie das Mangalitza Wollschwein oder das Sattelschwein sind dort zu finden, weil der Verbraucher seit den 1960-ger Jahren, ihr Fleisch als zu fettreich ablehnte, also nicht mehr aß. Sobald jedoch die Nachfrage nach einem Nutztier sinkt, wird es nicht mehr nachgezüchtet und ist dann vom Aussterben bedroht.
Um Nutztierrassen zu erhalten ist es also durchaus sinnvoll sie zu essen. „Schützen durch Essen“ bedeutet letztendlich eine Nachfrage zu schaffen.
Vegetarier argumentieren oft mit dem hohen Anteil an Futterkalorien die als Tierfutter verfüttert werden, um eine geringe Menge Fleisch zu bekommen, ein gängiges Beispiel sagt „ Eine Kalorie Rindfleisch verbraucht 10 Kalorien Getreide“. Dieses Beispiel greift jedoch nur, wenn die Nutztiere mit “Kraftfutter” wie Getreide und Soja gemästet werden. Die alten Nutztierrassen können jedoch ohne Zusatzfutter gehalten werden. Insbesondere bei den Schaf-, Rinder- und Ziegenrassen besteht die Nahrungsaufnahme zum weitaus überwiegenden Teil aus Gras, Heu und Heulage. Besonders die alten Nutztierrassen grasen auf Flächen wie Mooren, Heiden oder Weiden, also auf Flächen, die für die Nahrungspflanzenproduktion nicht unmittelbar geeignet sind.
In der heutigen, intensiven Tierproduktion treten viele Probleme auf. Diese führen dazu dass einige Menschen sich für eine vegetarische Lebensweise entschieden haben. Denn die Massentierhaltung bedeutet nicht nur aus tierschutzrechtlicher Sicht stellenweise großes Leid für die Tiere, sie verursacht auch ökologische Probleme. Wasser, Boden und Luft werden teilweise durch Nitrat, Ammoniak sowie Hormon‑ und Medikamentenrückstände aus der Massentierhaltung verunreinigt.
Alte Nutztierrassen bieten jedoch eine nachhaltige Lösung. Sie eignen sich besonders für die extensive Tierhaltung, die nicht nur den Tieren ein artgerechtes Leben ermöglicht sondern auch durch diese Beweidung in wichtigen Habitaten wie Mooren, Heiden und Feuchtwiesen die Diversität erhält.
Gleichzeitig entsteht dadurch ein gesundes Nahrungsmittel. Tierische Produkte aus artgerechter Tierhaltung haben allerdings einen höheren Preis und können nicht in der Menge der jetzigen Tierproduktion hergestellt werden. Die Einschränkung des Fleischkonsums sowie ein verringerter Verzehr von Milch- und Eiprodukten ist also die sinnvollere Variante, wenn wir uns auch in Zukunft an Schafen, Rindern und anderen Nutztieren erfreuen wollen.