Am Freitag, 7. November 2025, ist es so weit: Michael Böhler, autorisierter Großtierrettungstrainer, wird um 15:30 Uhr den Mitarbeitern der Arche Warder die neue Ausrüstung zur Großtierrettung übergeben. Den Erwerb des Equipments ermöglichte eine großzügige Spende von Lutz Hauch. Der Aachener ist Deutschlands erster zertifizierter Großtierretter, und seine Initiative „ComCavalo“ hat schon manche Tragödie verhindert. Für seinen Einsatz erhielt er im Rahmen des Hamburger Derbys den WeHorse Courage Award.
Nicht nur wir Menschen geraten in Situationen, in denen wir Hilfe benötigen, manchmal trifft es auch große Tiere. Eine Kuh landet im Graben und kommt nicht wieder raus, oder ein Pferd hatte auf der Straße einen Unfall. Damit Einsatzkräfte, Veterinärmediziner, Landwirte und Tierbesitzer bestmöglich auf einen tierischen Rettungseinsatz vorbereitet sind, bietet die Arche Warder regelmäßig Trainings der technischen Großtierrettung an. Ziel der Trainings ist eine möglichst schonende Rettung des in Not geratenen Tieres unter Berücksichtigung der Sicherheit der Menschen am Einsatzort.
Mit der Anschaffung der Spezialwerkzeuge ist der Tierpark jetzt für Einsätze zur Großtierrettung grundlegend ausgerüstet. In Zukunft soll noch ein Hebegeschirr die Ausstattung komplettieren.
Michael Böhler:
Michael Böhler gehört zu Deutschlands einzigem qualitätszertifizierten ComCavalo-Expertenteam für die technische Großtierrettung. Mit seinem Rettungsdummy „Hope“ trainiert er Rettungsorganisationen, Veterinärmediziner und Reiter in Norddeutschland. Daneben engagiert er sich in der Freiwilligen Feuerwehr Bordesholm, ist Mitglied der First Responder Gruppe und auch privat mit dem Pferdesport verbunden.
Geschichte der Großtierrettung:
Die Spezialtechnik Großtierrettung sowie die hierbei zum Einsatz kommenden Spezialwerkzeuge wurden in England entwickelt. Die Vision, aus der sich die BARTA (British Animal Rescue and Trauma Care Association) entwickelte, entstand aus bescheidenen Anfängen im Feuerwehr- und Rettungsdienst mit dem Wunsch, für die Bewältigung von Tierrettungssituationen besser gerüstet zu sein.
In zahlreichen Ländern ist die „Technische Großtierrettung“ Standard und fester Bestandteil der Ausbildung von Rettungskräften und Veterinärmedizinern. In Deutschland war das Thema bis vor einigen Jahren noch weitgehend unbekannt. 2015 hat Lutz Hauch, Berufsfeuerwehrmann und Trainer für Pferde mit Verhaltensauffälligkeiten, begonnen, Feuerwehren und andere Rettungsorganisationen auf die speziellen Anforderungen und das sicherheits- und tierschutzoptimierte Konzept für Großtierrettungseinsätze aufmerksam zu machen. Heute trainiert er gemeinsam mit seinem vierköpfigen Trainerteam Einsatzkräfte, aber auch Veterinärmediziner, Landwirte und Reiter in gesamten deutschsprachigen Raum.
In der Zwischenzeit gehören Großtierrettungstrainings bei vielen Feuerwehren zum Jahresausbildungsplan. Neben Berufs- und Freiwilligen Feuerwehren wird das einzige nach Din ISO 9001 qualitätszertifizierte Training auch von Kreis- oder Landesverbänden, den Landwirtschaftskammern sowie einigen Landes-Feuerwehrschulen angeboten.
Das Bewusstsein wächst – langsam, aber stetig.
Warum Spezialwerkzeuge?
Wie bei allen anderen anspruchsvollen und sicherheitsrelevanten Aufgaben der Feuerwehr erfordert auch die technische Großtierrettung einige Spezialwerkzeuge. Bei diesen Werkzeugen handelt es sich um einfache, aber wirkungsvolle, auf den Einsatz am Tier abgestimmte Spezialanfertigungen.
Das Budget für das Komplettset Spezial-Rettungsmaterialien liegt bei circa 6000 Euro, die Kosten für das Hebegeschirr mit Fernauslösung liegen bei circa 4600 Euro. Die Werkzeuge der Spezialtechnik Großtierrettung sind nicht selbsterklärend. Eine falsche Anwendung kann Gefahren für Retter und Tiere zufolge haben. Die Schulung der Anwendungsverfahren und der fachgerechte Umgang mit den Materialien ist umfassender Bestandteil des Trainings der technischen Großtierrettung.
Die Arche Warder, ein Landschaftstierpark
In der Arche Warder gibt es eine Vielzahl an Haustieren zu entdecken, denn die Arche Warder hat es sich u. a. zum Ziel gesetzt, alte Haus- und Nutztierrassen vor dem Verschwinden zu bewahren. Zurzeit leben mehr als 1200 Tiere auf dem 40 ha großen Gelände. 86 seltene und vom Aussterben bedrohte Arten sind vertreten. Diese werden von mehr als 80 Mitarbeitern versorgt, die auch den gesamten Park in Stand halten. Verschiedene Lebensräume mit unterschiedlichen Mikrohabitaten ermöglichen das Zusammenleben vieler Arten.
Die Arche Warder setzt sich neben Erhaltungszucht und Vermarktung von Tieren für die Bewahrung natürlicher Lebensräume ein. Neben den verschiedenen Tierarten gibt es vielfältige Formen historischer Kulturlandschaften zu erkunden, wie etwa Trockenrasenflächen. Aufgrund des heutigen Überangebots an Nährstoffen in der Landschaft sind derartige Lebensräume selten geworden und wichtige Rückzugsgebiete für viele Arten vom Insekt bis zum Säugetier.
Der Tierpark hat an 365 Tagen im Jahr geöffnet und ist zu jeder Jahreszeit ein sehr beliebtes Ausflugsziel für die ganze Familie. Es gibt spezielle Angebote für Gruppen, außerdem besteht im Park die Möglichkeit, Kindergeburtstage zu feiern oder Betriebsausflüge oder Familienfeiern stattfinden zu lassen. Ergänzt wird das Angebot durch vielfältige Übernachtungsmöglichkeiten. Unbedingt empfehlenswert ist auch das Besucherzentrum „Domesticaneum“, welches die Entwicklungsgeschichte der verschiedenen Haustierarten erlebbar macht.
Quellen: Arche Warder, ComCavalo
